Freitag, 20. Juli 2012

Pleiten, Pech und Pannen... (zweiter Teil)

Warum dieses Kapitel mit heutigem Datum?
Ganz einfach - weil wir erst seit zwei Tagen wieder mit der Welt vernetzt sind. Hinter uns liegen drei harte, sehr nasse und improvisierte Wochen. Noch immer finden wir Überspannungsschäden, die sich jetzt erst - nachdem wir wieder Telefon haben - offenbaren.
Übrig bleibt von dem "gründlichen" Blitzeinschlag eine Menge Dreck, ein verwüsteter Garten und blankgescheuerte Nerven...

Aber nun mal der Reihe nach, was sich so angesammelt hat:

11.06.2012
Der Fenstereinbau im Dachgeschoss beginnt direkt mit einem besonderen Pech: die Scheibe der Balkontür im großen Wohnzimmer hat einen Riss und muss ausgetauscht werden. Ein paar Tage später folgt noch ein weiteres Fenster…

14.06.2012
Baukröte Bert(a) Bufo bufo hat ihren großen Auftritt: Bei den katastrophalen Regenfällen der letzten Tage muss es zur Flussbettbildung Richtung ersten Kellerfensterschacht zum Probenkeller gekommen sein. Das Regenwasser stürzte durch das provisorische Fallrohr in ein Beet, höhlte dieses aus, schwemmte die Erde in den Schacht und verstopfte dort den Abfluss, so dass das Wasser vermutlich unbemerkt mehrere Tage bis zur Oberkante gestaut wurde. An besagtem Donnerstag, den 14.06.2012 ging ich morgens in den Keller. Den Grund habe ich vergessen, der Schreck über das Vorgefundene hat ihn verdrängt. Es roch muffig, als ich das Licht einschaltete und dann sah ich auch schon die Bescherung: Der Teppich hatte sich über zwei Drittel des Raumes mit Wasser voll gesogen – die im Raum gelagerten Kartons mit Hausrat waren eine einzige voll gesogene Papppampe und die Instrumente……….. ich wagte gar nicht, genau hinzusehen. Es war fast zuviel, denn…


am Tag vorher war bereits die halbe Garage voll gelaufen.










Ralf war zum Glück noch zu Hause (es war frühmorgens) und hatte Nerven genug, sofort mit der Evakuierung der wertvollen Instrumente zu beginnen. Diese waren wundersamerweise alle entweder hoch genug gelagert oder in ihren wasserdichten Taschen verpackt gewesen, so dass letztendlich an keinem der Instrumente ein Schaden festzustellen war. Das sehr feuchte Raumklima hatte sich offenbar noch nicht negativ ausgewirkt. Dafür waren diverse Einrichtungsgegenstände und alle Teppiche nur noch Futter für den draußen frisch aufgestellten Container.



 


Natürlich versuchten wir, die entstandenen Schäden über die Gebäudeversicherung regulieren zu lassen. Diese teilte aber nur trocken mit, dass für bewegliche Gegenstände die Hausratversicherung zuständig sei. Diese wiederum ist zwar für Überschwemmungsschäden zuständig, aber NICHT für selbige, die durch Regenwasser verursacht werden. Wer über diesen Satz länger nachdenkt, sieht förmlich das gespaltene Haar vor dem inneren Auge...

Als Ralf mit dem Räumen fertig war und von außen zumindest den gröbsten Erdschutt aus dem Schacht entfernt hatte, öffnete er das Fenster, um frische Luft in den Muff zu lassen. Dies nahm auch Bert(a) Bufo bufo zum Anlass, sich auf der "Fensterbank" nach neuen Jagdgründen umzusehen. Es hatte sie wohl mehr oder weniger unfreiwillig mit in den Schacht gespült. Nun nutzte sie das offene Fenster zur Neuorientierung. Nachdem sie den Fensterrahmen von rechts nach links durchquert hatte, fiel oder sprang sie auf den nassen Kellerboden. Etwas verwirrt schaute sie sich nach einem Fluchtweg um. Ralf half ihr mit leichten Stößen gegen den Po in die richtige Richtung und half Bert(a) sogar noch die Treppe hoch, weil sie diese nicht springenderweise überwinden konnte. Nach dieser Inspektion neuer Welten gaben wir Bert(a) ihren Namen und begleitet sie uns virtuell noch weiter durch den Blog.




Martin stellte uns ein Bautrocknungsgerät zur Verfügung und nach zwei Tagen hatten wir den Keller wieder leidlich trocken. Es zeigte sich im Nachgang, dass die Fensterdichtung entweder bei dieser Extrembelastung beschädigt wurde oder schon länger war.
Um weitere Erosionen und Landschaftsneubildungen zu vermeiden, verlängerte der Dachdecker noch am gleichen Tag das provisorische Fallrohr um zwei Meter. Das Regenwasser landet nun auf der Wiese und wird von dort aus in andere – weniger gefährliche - Richtungen verteilt.

28.06.2012 (morgens)
Endlich wird der Abriss der verbliebenen Wände im Treppenhaus in Angriff genommen.  Der geht auch zügig vonstatten, bis…… Ihr ahnt es schon….. Wasser fließt, wo keines fließen sollte. Ein unachtsamer Moment, und die Wasserleitung des ehemaligen Waschbeckens wird zielsicher getroffen. Ich saß im Büro und hörte es irgendwo im Haus plätschern. Auf der Pirsch nach der Ursache treppte ich in den Keller und sah schon aus halber Höhe das verhasste Nass aus der Decke des Vorratskellers laufen…  Zum Glück waren die Jungs direkt zur Stelle und drehten alle Wasserhähne ab, deren sie habhaft werden konnten und der Strom versiegte. Bis auf zwei kleine Teppiche war nichts nass geworden. Der See konnte gut mit Lappen aufgeputzt werden. Der Knaller des Tages war aber die Bemerkung:  „Wenn das Wasser nicht durch die Kernbohrungen gelaufen wäre, hätten Sie gar nichts von der Überschwemmung bemerkt.“ No further comment…
Nachsatz: Die Jungs hatten beim Absperren so gute Arbeit geleistet, dass wir bis zum Eintreffen des Installateurs kein heißes Wasser hatten. Keiner fand den Hahn, der uns in den Genuss einer heißen Dusche gebracht hätte.


28.06.2012 (abends)


Einstürzende Neubauten -->




Baukröte Bert(a) rät: 

















29.06.2012

BlackFriday…
Heute nacht ist der Blitz eingeschlagen und hat bei uns ganze Arbeit geleistet. Frei nach dem Motto „Lieber zersprengen als verbrennen!“ sind telefontechnisch die APL, der Router und der Splitter in 1000 Teile explodiert und verschmort. Der Strom war komplett ausgefallen, so dass wir uns nach dem grausamen Knall nur tastend durch’s Haus orientieren konnten. Es roch so extrem nach Brand, dessen Ursache wir nicht ausmachen konnten, dass wir die Leverkusener Feuerwehr informierten und eigentlich nur fragen wollten, was wir selbst machen können. Aber noch bevor ich überhaupt irgend etwas schildern konnte, sagte der freundliche Feuerwehrmann am anderen Ende der Leitung, er würde uns einen Wagen schicken, um mal nachzusehen. Der „Wagen“ entpuppte sich als zwei Löschzüge und ein Rettungswagen… Die voll uniformierten und ausgerüsteten Feuerwehrleute waren allesamt sehr nett und durchkämmten das ganze Haus nach eventuellen Brandherden. Dabei fanden sie die total verkokelten und zerschossenen Geräte. Es wurde alles filmisch und per Diktat dokumentiert. Wir bedankten uns artig und etwas verschüchtert für den prompten Einsatz und danach hörten wir in absoluter Stille und Dunkelheit auf der Couch vor der offenen Schiebetür den ersten Vögeln zu, die den kommenden Tag begrüßten, bis der Knall des nächsten Einschlags in der Nähe (gegen 5.30 Uhr) uns jäh in die Wirklichkeit zurück holte...




Nachtrag am 20.07.2012:

Letztendlich sind Waschtrockner, Kaffeemaschine, zwei Fernseher, zwei Receiver, die Mikrowelle, diverse Schalter und Steckdosen, Sicherungen und Kabel kaputt gegangen - eine ziemlich gute Mischung auf der Palette der Möglichkeiten.

Getroffen hat dieser Blitz nicht nur uns, sondern es gefiel ihm, die halbe Straße lahm zu legen. Die Telekom-Mitarbeiter gerieten echt unter Stress, weil die Gewitter dieser Nacht auch im Umkreis ganze Arbeit geleistet hatten. Der eine Schaden war größer, der andere kleiner, aber die Summe machte dann auch das Warten auf Behebung aus. Ein Loch in unserem Garten geriet dann auch durch die nachfolgenden Regenfälle zur Gefahr für eine weitere Kellerüberflutung, da die lehmige Brühe sich ungehindert auf die Terrasse ergoss. Ungewollte Situationskomik: Die provisorische Regenwasserableitung vom Dach endete genau im Telekom-Tümpel, so dass die armdicken Wasserstränge, die sich bei den monsunartigen Regenfällen bildeten, in Windeseile den Tümpel zum Überlaufen brachten. Als das Wetter so anhielt, verging uns der Eindruck von Komik aber mehr als schnell und an dessen Stelle trat das unermüdliche Schöpfen mit dem Eimer.

 







Erst Tage später - nach x-maligem Heißlaufen der Telekom-"Service"nummer und dem nochmaligen Einsatz von Feuerwehr und Dachdecker - nahm sich der Bautrupp der Telekom des Schadens wieder an. Am 18.07. dann war es soweit - der letzte Schaden am Erdkabel wurde vor unserer Hangbeet-Mauer gefunden (die ca. 20 Meter zwischen dieser und dem Telekom-Tümpel im Garten wiesen keinen Fehler mehr auf) und innerhalb einer Stunde waren wir wieder mit der Welt verbunden.

Hinter uns liegen immense Handy-Rechnungen, viele Besuche bei Freunden, Bekannten und Nachbarn, die funktionierendes Internet haben (denn das Bezahlen von Rechnungen und die Kontakte mit Mietinteressenten mussten ja irgendwie weiter laufen), die ungewohnte Stille ohne Fernsehen, der Kampf mit den Versicherungen, das Einholen von Kostenvoranschlägen und/oder die vorgeleistete Neuanschaffung von Geräten - Papierkram über Papierkram...
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Das Cornwall-Déjà-vu oder der galgenhumorige Versuch, so etwas wie Normalität herzustellen... 
- gewidmet Brenda und Paul und der Swallow Barn -



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